Ich hab ja schon vorn paar Wochen mal so was in der Art angedeutet, dass ich mich bald aufs Schiff begebe. Ich hab da bisher nicht mehr drüber verlauten lassen, da diese Sache ja bisher noch nicht sicher war und ich ehrlich gesagt das ganze auch noch nicht glauben möchte solange ich an Land bin.
Trotzdem solls jetzt mal ein paar mehr Infos darüber geben, was es denn da mit auf sich hat. Ich hab vor Weihnachten ein paar Tage in Whangarei verbracht um dort im Hafen mein Glück zu versuchen um Arbeit zu finden. Aber wie in Opua und Kerikeri hatte auch der Hafen hier nichts vielversprechendes zu bieten, dass irgendwie nach Arbeit riechen könnte. So hab ich die Tage halt eher dazu benutzt um mal wieder Wasserfälle zu sehen und ne Wanderung zu machen, die bisher eine der besten war, da die Gegend recht abwechslungsreich war und wenn man Leute danach gefragt hat, ob sie einem die Wasserflasche auffüllen könnten, wurde man auf ein kühles Bier im Garten eingeladen. 🙂
Arbeitssuche mit unerwartetem Ausgang
Trotzdem wollt ich mich nicht ganz dem Faulenzen hingeben und so hab ich im Marina Office, was so ne Art Hafenmeisterei ist, am Schwarzen Brett nach Angeboten gesucht und bin dabei auf eine Anzeige gestoßen, die sich umgefähr so laß:
Ja hammer! Genau das wonach ich gesucht habe! Wird es vielliecht doch noch wahr? I’m on a boat?
Warten auf eine Antwort
Ich war mir nicht sicher ob ich den Typen gleich anrufen soll, oder lieber nur mal ne SMS schicken. Hab mich dann aber trotzdem für die SMS entschieden, da ich noch gar nicht so recht wusste, was ich dem hätte sagen wollen. Ein paar Stunden später kam dann auch ne Antwort von “Bernard”, dem Besitzer der “Rose Maree” und seine SMS enthielt nicht viel mehr, als die Frage nach meinen Segelerfahrungen. Shit, jetzt hat er mich gleich in der ersten SMS eiskalt erwischt. Den Fakt, dass ich ja noch ein absoluter Leichtmatrose bin konnte ich somit also erst mal nicht verbergen. Da bleibt nix anderes übrig als die Flucht nach Vorn anzutreten und ihm anzurufen. Jede weitere SMS könnte meine Chancen eher verringern mit an Bord zu kommen.
Das Telefonat stellte sich als etwas schwer heraus, was zwar auch daran lag, dass ich leicht aufgeregt war aber mehr daran, dass Bernard in nem Funkloch steckte und wir somit uns teilweise kaum verstanden haben. Das Esentielle kam jedoch dabei rüber: Prinzipiell ist das noch keine Bruchlandung, dass ich keine Ahnung hab, da sie sowieso auch gern nen etwas unerfahreneren mit an Bord hätten und ausserdem Erfuhr ich den Grund der Suche nach einer Crew, welcher meine Erwartungen absolut übertraf.
“Warum ich eine Crew suche” – Ein Plan, zu schön um wahr zu sein
Bernard und sein Vater sind waschechte Seebären. Segelten eigentlich schon immer und in den 80er Jahren auch mal um die Welt. Beide haben bereits zwei Segelboote selbst entworfen, konstruiert und gebaut. Können jede Welle lesen und vermutlich auch am Uringeschmack von Möven erkennen obs gleich regnen wird. Leider ist der Vater von Bernard schon etwas älter, so dass es inzwischen für die beiden etwas Mühsam ist alleine durch die Weltgeschichte zu schippern und wenn man mehrere Leute ist, machts ja auch einfach mehr Spaß.
Das Ziel der Reise ist ganz einfach: Steward Island, eine Insel, die südlich von der Südspitze der Südinsel liegt. Äh also ganz unten halt 🙂
Bekannt ist Steward Island selbstverständlich für Tiere. Kiwis, Pinguine und Wale sind hier keine Seltenheit. Auch wenn letztere natürlich nicht an Land anzutreffen sind. Naja und wer runter Segelt muss ja auch wieder hochsegeln also haben sich Bernard und sein Vater halt dazu entschlossen den Trip nach Steward Island ganz langsam angehen zu lassen und sich so grob zwei bis drei Monate Zeit zu nehmen um dort unten anzukommen, was vorallem viele Zwischenstops an den schönsten Stränden und Küstenabschnitten Neuseelands bedeuten wird. Ostküste runter. Westküste hoch und einmal ums Cape Reinga rum.
Mann, was ich da hörte konnte ich einfach nicht glauben. Soll ich etwa die Möglichkeit kriegen Neuseeland aus einer ganz besonderen Perspektive zu sehen, Segeln intensiv zu lernen und das ganze auch noch so gut wie kostenlos, ausser eben den Kosten die so für Verpflegung, Wartung und Landgänge entstehen?
Naja, noch ist nichts sicher, aber Bernard klang trotzdem interessiert. Das Ganze ist eigentlich nur davon abhängig ob man sich gut miteinander versteht und ich mich eben nicht all zu blöd anstelle bzw denke, dass ich mich da 24 Stunden am Tag an Deck auf die faule Haut legen zu können. Aber in der Sonne liegen war ja noch nie so mein Ding.
First Contact in Russel
Da die Verbindung so schlecht war, verblieben wir dabei in den nächsten Tagen einfach nochmal zu telefonieren. Da wir das Gespräch ca. ne Woche vor Weihnachten führten wollte ich ihm auf jeden Fall noch vor Weihnachten nochmals anrufen. Dieses Gespräch konnte ich jedoch erst am Abend des 22.Dezember führen, da ich vorher Whangarei für einen dreitages Trip an die Westküste verlassen hab, um dort den Waipua Forest mit den größten Kauribäumen der Welt zu erkunden. Und dieser ist ein absolutes Funkloch. Telefonieren ist dort eher nicht so das Ding.
Am 22. Dezember war ich aber wieder zurück in Paihia, dass war der Ort den ich nach Auckland als erstes besuchte.
Von dort aus rief ich Bernard an, der sich grad, welch Zufall, in Russel befand. Russel liegt auf der anderen Seite der Bay of Islands und ist mit der Fähre von Paihia aus in 15 Minuten erreichbar. “Perfekt. Dann komm doch morgen einfach in den Yachtclub von Russel. Ich hol dich dort ab”.
Da war sie also, die große Chance. Mal sehen, was mich dort morgen erwarten wird.
Bernard, ein Mann etwa Anfang 40 wartete bereits auf mich am Steg, als ich am Yachthafen eintraf. Er begrüßte mich freundlich und eine Sekunde später saß ich schon in nem kleinen Motorboot um zur Rose Maree hinaus zu fahren, da in der Bay die Boote gewöhnlicherweise nicht am Steg direkt anlegen können.
An Bord wartete bereits sein Vater auf uns, der einen auch gleich mal freundlich begrüßte und mir Tee anboot. Naja für Grog isses wahrscheinlich auch dem wildesten Piraten um 11 Uhr noch zu früh.
Das Gespräch entwickelte sich jedenfalls Wunderbar. Die anfängliche Aufregung verflog nach kurzer Zeit und so verbrachten wir nen gemütlichen Nachmittag an Bord während die Sonne uns auf den Pelz schien und das Bier wärmte, gegen das wir den Tee in der Zwischenzeit eingetauscht hatten. War alles ganz locker und entspannt. Man quatschte über die Fahrt nach Steward Island, über Schiffsbau und warum es so schwierig ist durch den Suezkanal zu segeln. Was Piraten eben so machen. 🙂
Aber jeder Nachmittag geht ja mal zu Ende. Die beiden wollten Russel heute noch Richtung Whangarei verlassen, wo sie ursprünglich herkommen. Klar war, dass dieses Treffen auch noch ein Ergebnis erzeugen musste. Wie siehts also aus? Seebär oder weiterhin Landratte?
“Du bist Anfang Januar für eine Woche mit an Bord.”, sagte Bernard. Eine Woche Probesegeln quasi. Wenn man sich danach immer noch gut versteht und alles sich in die richtige Richtung entwickelt, dann ist das der große Sprung! Jackpot! Besser hätte es nicht laufen können. Yeah.
Die Reise geht von Paihia hinunter zur Waiheke Island, die in der Nähe von Auckland liegt. Egal wie die Sache ausgeht, kann ich schon zufrieden sein. Selbst wenn es net klappt für die große Reise, so war ich eben immerhin für ne Woche Segeln und auch den Weg nach Auckland konnte ich mir sparen.
Trotzdem… noch bin ich an Land. Noch bin ich keinen Meter gesegelt. Erst wenn ich da wirklich morgen oder übermorgen an Deck stehe um mit dem Kompass die Richtung zu bestimmen, glaub ich dass es Wahr ist. Bisher ist es halt doch nur ne schöne Geschichte.
Am besten meinen Twitterfeed die nächsten Tage im Auge behalten, den werd ich wohl eher Up-To-Date halten können, bis es dann hoffentlich wirklich heisst: I’m on a boat!
Mast und Schotbruch, was würde ich dafür geben, da dabei sein zu dürfen (seufz). Darum etwas aus meinem umfangreichen Theoriewissen: diese Knoten musst du können:
1. Palstek
2. Schotstek
3. Webeleinstek
4. Eineinhalb Rundtörn mit zwei halben Schlägen
5. Kreuzknoten
6. Stopperstek
7. Achtknoten
8. Slipstek
… und immer ein Handbreit Wasser unterm Kiel…
jo klingt riesig. und du weisst ja – jeder gute Matrose hat in jedem Hafen ne´Braut.
Wowzers! Ich drueck die Daumen! Arrrrrrrrrrrrr!
Solang nicht jede Braut nen Hafen hat :p
Ja die Knoten wollte ich mir schon mal irgendwann beibrignen,aber ich muss mir erst mal noch ein Stueck Seil auftreiben. Aber das kann ich heute mal noch machen. Ich denke das Internet wird ja genuegend Webseiten haben, wo die Knoten erklaert werden 🙂